von Welf Kerry Schauseil
Haben Sie gewusst, dass das Deutsche Kaiserreich das erste Land der politisch westlichen Hemisphäre war, welches, nämlich 1906, den Judosport praktizierte? Kaiser Wilhelm II. war begeistert, als Soldaten der Japanischen Flotte, die im Rahmen eines Freundschaftsbesuches angereist waren, Judo-Techniken vorführten. Fortan sollten das seine Kadetten auch tun. Lassen Sie uns einen weiteren judo-geschichtlichen Exkurs machen. Diesmal gehen wir allerdings keine über 100 Jahre in die Vergangenheit zurück, sondern betrachten das letzte Jahr aus Sicht der Abteilung Judo des SV 1883 Schwarza.
Angefangen hatte alles äußerst positiv. Die Schwarzaer Judokas brachten es Mitte Januar beim 21. Internationalen Sparkassenpokal in Jena auf zehn Medaillen. Maxim Konkin (U10) sicherte sich gleich am ersten Tag Gold. Ylvi Schust erreichte Silber. Bronzemedaillen gingen an fünf weitere Starter aus Rudolstadt. Unser Athlet Sören Spangenberg konnte an diesem Tag nicht sein volles Potential abrufen, und bekam in der U15 ebenfalls Bronze. In der U18 erkämpfte Johannes Limmer Gold und Vincent Giller Bronze.
Am 30. Januar konnte der Verein in Schmalkalden auftrumpfen. Bei den Thüringer Landeseinzelmeisterschaften der U18 wurden trotz der verletzungsbedingten Ausfälle von Schwarzas Topscorer Vincent Giller und Johannes Limmer drei Medaillen erzielt. Gold erreichte Martin Limmer und Bronze bekamen jeweils Jonas Herlitze und Lisa Hettwer.
Das traditionelle, vereinseigene Nachwuchsturnier, der „Heidecksburgpokal“ fand dieses Jahr bereits zum 11. Mal statt. Neben der Profilierung unseres Vereins und unserer Abteilung, und einem beachtlichen wirtschaftlichen Erfolg, bescherten uns auch unsere Sportler respektable elf Medaillen. Davon dreimal Gold und Silber, sowie fünfmal Bronze.
Eine Ehrung erfuhren Funktionäre und Sportler der Abteilung am 11. März beim Empfang des Bürgermeisters (Anm.: Jörg Reichl, BfR) im SAALEMAXX für ihre Erfolge des vergangenen Jahres 2015.
Beim Bundessichtungsturnier in Berlin vom 13. März holte Bente Fünfgelder Bronze, währenddessen Amelie Giller und Sören Spangenberg den fünften Platz erreichten, was alles in allem als respektable Leistung angesehen werden kann.
Mitte März kam es in Bremen zu dem am stärksten besetzten internationalen Wettkampf der U18 im Judo, dem International Masters Bremen. 800 Kämpfer aus 22 Nationen nahmen teil. Ebenso die Schwarzaer Vincent Giller als Drittplatzierter der Deutschen Meisterschaften und Johannes Limmer als Mitteldeutscher Meister. Während Johannes leider unglücklich vorzeitig ausschied, erreichte Vincent einen beachtlichen Siebten Platz.
Bei den Landeseinzelmeisterschaften der U11 vom 9. April in Jena mit 250 Startern aus ganz Thüringen erkämpfte unsere Nachwuchsgeneration, die „Jungen Wilden“, nach einem Kraftakt der sportlichen Vorbereitung, souverän eine Medaillensammlung von zweimal Silber und viermal Bronze aus 11 Schwarzaer Teilnehmern.
Das am stärksten besetzte Deutsche Judoturnier der U16, der Messe-Cup, fand am 23. April in Erfurt statt. 2009 wurde er von der Schwarzaerin Natalia Schauseil gewonnen und 2014 erkämpfte sich Johannes Limmer Bronze. Dieses Jahr gingen vier Schwarzaer an den Start (Bente Fünfgelder, Amelie Giller, Martin Limmer und Sören Spangenberg). Einzig Bente konnte sich einen Medaillenrang sichern. Sie gewann Bronze, welches „wie Gold glänzte“.
Am 21. Mai stand wieder der Halbjahresabschluss der Abteilung an. Wie letztes Jahr zog es wieder viele Mitglieder der Abteilung auf den Schauenforst nahe Rödelwitz. Mit ca. 70 Teilnehmern waren ca. 70 Prozent aller Mitglieder anwesend. Es wurde eine gelungene Veranstaltung bis spät in die Nacht. Zufällig fiel das Finale des DFB-Pokals der Saison 2015/16 auf denselben Tag. Wie uns von interessierten Judokas berichtet wurde, gewann der FC Bayern München im Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund im Berliner Olympiastadion seinen 18. Titel und konnte seine Stellung als Rekordpokalsieger weiter ausbauen. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Am 4. Juni fanden die Landeseinzelmeisterschaften der U15 in Schmölln statt. Bente Fünfgelder, Amelie Giller und Sören Spangenberg wurden Landesmeister und gewannen all‘ ihre Kämpfe vorzeitig mit Ippon. Venessa Brückner schaffte es auf Platz Drei. Damit qualifizierten sie sich für die Mitteldeutschen Meisterschaften Mitte Juni im sachsen-anhaltinischen Schönebeck (Elbe), welches unweit von Otto von Bismarcks Geburtsstadt Schönhausen (Elbe) liegend, ebenjenen seit dem 1. April 1885 (seinem 70. Geburtstag) zum Ehrenbürger hat. Bente, Amelie und Sören errangen wieder ebenfalls souverän Gold und verhalfen dem SV 1883 Schwarza auf den Ersten Platz in der inoffiziellen Vereinswertung.
Nach der erfolgreichen Qualifikation der weiblichen Kampfgemeinschaft Schwarza-Stotternheim (U16) im April für den Deutschen Jugendpokal, welcher eine verkappte Deutsche Mannschaftsmeisterschaft darstellt, reichte es für eben jene im Juni in Frankfurt am Main nur für einen Neunten Platz, welcher allerdings im Feld von 22 konkurrierenden Vereinen betrachtet werden muss. Cheftrainer Stefan Giller verlor dabei eine Wette um den Ausgang einer Auseinandersetzung gegen die Sportlerin Bente Fünfgelder.
Ende August fanden die Ostthüringer Mannschaftsmeisterschaften der U9-U13 in Harpersdorf statt. Knapp 150 Judokas aus 15 Ostthüringer Vereinen nahmen teil. Schwarza holte dabei (selbstverständlich ;-)) den Pott. Allerdings knapp gegen den teilnehmenden Verein aus Pößneck.
Zur selben Zeit zeigten die älteren Judokas, was sie so alles drauf haben. Bei den Thüringer Einzelmeisterschaften der Erwachsenen, ebenfalls in Harpersdorf, sicherten sich Franziska Just, Natalia Schauseil und Vincent Giller Gold, Johannes Limmer Silber, sowie David Keller und Matthias Herlitze Bronze. Für Franziska und Natalia war die Konkurrenz zu schwach, um nur einmal die reguläre Kampfzeit auszureizen. Ihre Kämpfe wurden alle vorzeitig mit Ippon gewonnen. Johannes scheiterte dagegen in einem erstklassigen Kampf gegen Oleg Ilts aus Meinigen relativ knapp und Matthias legte einen klasse Auftritt gegen den späteren Vizelandesmeister Frank Thiede aus Erfurt hin.
Und auch die Thüringer Mannschaftsmeisterschaften der Männer fanden Ende August in Harpersdorf statt. Es war gelungen, eine starke Kampfgemeinschaft mit dem JSC Saalfeld zu gründen, und so den Landkreis judosportlich zu repräsentieren. Allerdings erhielt die Truppe, für die auf Schwarzaer Seite Vincent Giller, Jonas Neumann, David Keller, Johannes Limmer und Sebastian Herlitze antraten, nur die Bronzemedaille, da ihnen Gold aufgrund einer Fehlentscheidung der Kampfrichter verwehrt blieb.
Ein großes Ereignis für Schwarza war der Besuch des neuen TJV-Stützpunkttrainers Sven Hesse aus Jena im selben Zeitraum. Der TJV-Stützpunktverein SV 1883 Schwarza freut sich bereits auf die zukünftige Zusammenarbeit.
Anfang September freute man sich auf die Teilnahme Thüringens und besonders Schwarzas am 02. Internationalen AT-Cup in Leipzig. Leipzig – an diesem nicht nur judotechnisch geschichtsträchtigen Ort, den Natalia Schauseil als Schwarzaer Leistungssportlerin über viele Jahre hinweg besuchte, sicherten sich die Thüringer Judokas fünfmal Gold, dreimal Silber und viermal Bronze. Darunter zweimal Gold für Vincent Giller und Johannes Limmer. Dabei wurden auch ausländische Starter und hochkarätige Judokas aus anderen Vereinen bezwungen.
Mitte September erfolgte eines der wichtigsten Ereignisse jeden Jahres für den SV 1883 Schwarza. Er richtete wiederholt die Thüringer Einzelmeisterschaften der U13 in der heimischen Dreifelderhalle in Rudolstadt aus. Knapp 180 Thüringer Judokas nahmen teil. Neben dem sportlichem Prestige und dem wirtschaftlichen Erfolg wurde mit Niklas Baier auch ein Schwarzaer Vizelandesmeister.
Bereits seit langer Zeit existieren im Judo ebenso Bundesligen, in denen die besten Judokas der besten Vereine Deutschlands mit namhaften Gaststartern gegeneinander kämpfen. In der Vergangenheit starteten schon mehrere Thüringer und sogar Schwarzaer Kämpfer für Bundesligavereine. In diesem Jahr, Ende September, sicherte Vincent Giller dem Asahi Spremberg, für welchen ebenfalls Johannes Limmer antritt, den Aufstieg in die erste Bundesliga des Judo. Mitte Oktober stand dann nach einem souveränen Sieg gegen das Team aus Mönchengladbach fest, dass man dies als ungeschlagener Zweitligameister tun würde.
Ebenso sicherten sich die Frauen des PSV Weimar mit Natalia Schauseil Ende September den Klassenerhalt in Liga Zwei.
Eine anderweitig positive Nachricht erreichte uns im selben Zeitraum, als klar wurde, dass Jonas Schwarz dank Bestehens aller Prüfungen zum neuen Kampfrichter beim SV 1883 Schwarza wurde. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Ende Oktober startete dann endlich der Auftakt für den absoluten sportlichen Höhepunkt dieses Jahres. Bei den Thüringer Vereinsmannschaftsmeisterschaften der U15/U18 in Wechmar bei Gotha sicherten sich sowohl das Schwarzaer Männerteam sowie die Kampfgemeinschaft der Frauen aus Schwarza und den Mattenteufeln aus Erfurt die Goldmedaille. Das war die Qualifikation für die nächste Ebene – die Mitteldeutschen Meisterschaften.
Vorher waren jedoch die Mitteldeutschen Einzelmeisterschaften der U18 Anfang November an der Reihe. Zum ersten Mal seit langem schaffte es nicht nur ein Schwarzaer sich für die Deutschen Meisterschaften, welche im Januar 2017 in Duisburg stattfinden werden, zu qualifizieren, sondern gleich drei! Franziska Just erreichte dies mit Gold, Vincent Giller und Johannes Limmer mit Silber.
Nicht zu vergessen ist der traditionelle Eisenacher Wartburgpokal, welcher im gleichen Zeitraum stattfand. 350 Kämpfer aus 40 Vereinen fuhren zu dieser 20. Auflage. Für Schwarza schlugen am Ende acht Gold-, sechs Silber- und vier Bronzemedaillen zu Buche. Gecoacht wurde die bunte Truppe von Jonas Deregowski. Jonas Schwarz und David Keller waren diesmal unsere abgeordneten, souveränen Kampfrichter.
Beim Bundessichtungsturnier der U20 in Mannheim Mitte November sicherten sich unsere beiden U18-Topscorer Vincent Giller und Johannes Limmer zwei vollkommen passable Siebte Plätze.
Ende November war es dann soweit und Schwarza wurde das Privileg (oder die Pflicht?) zuteil, die Mitteldeutschen Vereinsmannschaftsmeisterschaften der U15/U18 auszutragen, wiederrum in der Dreifelderhalle Rudolstadt. Auch diesmal wurden unsere Männer ihrer Favoritenrolle gerecht und holten Gold. Für die Frauen war diesmal nur Silber drin. Damit wurde die große Mission der Deutschen Meisterschaften offiziell angesetzt – eine Medaille bei den Männern wäre etwas ganz Besonderes gewesen.
Und so machten sich viele Abteilungsmitglieder eine Woche später auf nach Frankfurt/Oder. Unser aktives Team bestand aus Sören Spangenberg, Julian Krupper, Vincent Giller, Oliver Schulz vom PSV Eisenach, Johannes Limmer, Tom Blechschmidt vom JSC Sotternheim und Fabian Meyer vom FSV Gotha. Der Trainer war Stefan Giller. Nach einer unglücklichen Auftaktniederlage gegen den späteren Deutschen Meister UKJC Potsdam folgte ein knapper Sieg gegen die Kämpfer des JC Hennef aus Nordrhein-Westfalen. Nach einer wiederum knappen Auseinandersetzung mit dem TSV München-Großhadern, welche verloren ging, reichte es leider nur für Platz Sieben. Eine besondere Anerkennung gebührt Oliver Schulz, der als einziger seine drei Kämpfe alle gewinnen konnte und ein besonderer Dank geht an die Vereine PSV Eisenach, JSC Stotternheim und FSV Gotha für die uneigennützige Abordnung ihrer Topathleten.
Am 05. Dezember freuten wir uns über die erneute Ankunft des Landestrainers Sven Hesse und über die Ankunft des Landestrainers Mike Göpfert aus Jena. Wir danken ihnen für ihr Engagement.
Auch Gürtelprüfungen wurden dieses Jahr gemacht und bestanden. Besonders herauszuheben sind die Erwachsenensportler Robert Limmer und Jens Ohlwein, die im Dezember ihren ersten Dan (schwarzer Gürtel) erhalten haben. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Auch unsere Bilanz in Breitensport und in der Jugendarbeit kann sich sehen lassen. Wie jedes Jahr wurde unserer „Abteilungs-Basis“ wieder viel geboten. Zum Beispiel Campingtouren, der Austausch mit Freizeitsportlern anderer Vereine oder einer sogenannten Judo-Safari, bzw. dem Judosportabzeichen. Alternativen zu digitalen Beschäftigungen wurden aufgezeigt, zwecks Leibesertüchtigung, Zeichnungen wurden angefertigt und Gedichte verfasst. Im Wettbewerb der Jugend des TJV kommen wir in diesem Jahr, mit vergleichsweise geringen Mitgliederzahlen, bei einem starken fünften Platz zum Liegen. Ein Dank gilt unseren hierfür Verantwortlichen Matthias Herlitze und David Keller.
Alles in allem ein überaus gelungenes und erfolgreiches Jahr – in jeder Hinsicht. Welches uns allerdings auch zeigt, dass noch ein längerer Weg vor unseren Sportlern liegt, um in breiter Weise auf nationaler und internationaler Ebene ordentlich abzuräumen. Aber wir sind zuversichtlich, dass das gelingen wird, denn würden unsere Kämpfer das nicht anstreben, wären sie nicht so weit gekommen, wie sie heute dastehen. Anlass zur Hoffnung geben dabei insbesondere die „jungen Wilden“ der U9-U11, deren künftige Auftritte wir gespannt verfolgen werden.
Wir wünschen allen Mitgliedern, Judofreunden und Mitbürgern ein erfolgreiches neues Jahr 2017!
Wir hoffen, dass es auch 2017 wieder viel Grund zum Jubeln gibt!