„Dynamisches Duo“ schlug bei den Offenen MDEM in Jena zu
Es gab Tickets für die Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen 2018 zu verteilen! Wer noch nicht hatte, durfte noch mal ran. Vincent Giller konnte nicht, weil er mit der Nationalmannschaft in Japan weilt. Er darf sich Hoffnungen machen, vom Bundestrainer gesetzt zu werden. Natalia Schauseil hatte sich schon bei den Deutschen Pokalmeisterschaften im hessischen Künzell bedient. Sie wurde dort Vizepokalmeisterin und löste damit gleichzeitig auch besagte Eintrittskarte für die Deutschen Meisterschaften im Februar in Stuttgart.
Für Johannes Limmer war es die letzte Chance, die er aber beeindruckend und konsequent nutzte. Nach seinem „Aufwärmprogramm“ in Künzell (hier scheiterte er nur knapp an einem Podestplatz) ließ er bei den Offenen Mitteldeutschen Meisterschaften, die am vergangenem Samstag in Jena stattfanden, kein Zweifel daran, dass er auf‘s Treppchen möchte und damit auch zu den „Deutschen“. Und es kam noch besser: Robert Limmers Wunsch wurde wahr. Sein Sohn Johannes stand im „Traumfinale“ bis 73 kg dem Thüringer Dauerrivalen und Trainingspartner am Landesleistungsstützpunkt, Oleg Ilts (PSV Meiningen), gegenüber.
Johannes setzte sich souverän gegen Florian Sorgatz (VfL Riesa) und Julius Hannig (SV Pratau) durch. Oleg Ilts kämpfte sich spektakulär und mit eingestreuten Flugeinlagen gegen Jakob Ernst (Döbeln) und Pascal Jankowicz (JC Leipzig) ins Finale. Und dann wurde es erst richtig heftig. Beide Akteure aus Thüringen, die natürlich genau die gegnerischen Stärken und Schwächen kannten, kämpften eine gefühlte Ewigkeit um den Sieg. Die reguläre Kampfzeit von 4 Minuten verrann ohne zählbares Ergebnis. Beide Kämpfer liefen im permanenten Angriffsmodus heiß: dynamisch, hart, aber fair. Es gab nicht eine einzige Verwarnung wegen Passivität oder „Negativjudo“. Das ist durchaus ungewöhnlich, zumal auf diesem Niveau. Im Golden Score ging es dann weiter. Jetzt würde jede Wertung den Kampf beenden und selbst eine einzige kleine Bestrafung sich verhängnisvoll auswirken. Erneut kämpfte man mehr als 3 Minuten. Da riss der Kampfrichter nach einer Aktion von Johannes Limmer den Arm hoch gegen das Hallendach: Ippon!! Noch am Boden kniend lächelte der Meininger anerkennend und strich dem Schwarzaer über den Hinterkopf. Gut gemacht, Johannes! Respekt! Eine grandiose Geste des Südthüringers gegenüber seinem am Jenaer Sportgymnasium trainierenden Kameraden. Das ist gelebtes Judo: Die Achtung der Leistung des Gegners nach hartem Kampf! Aber der war zur Überraschung der Akteure noch nicht zu Ende! Das so genannte Care-System, der „Videobeweis“ beim Judo, brachte an den Tag, dass Johannes die Wertung nicht bekommen sollte. Es ging also weiter und am Ende hatte Oleg Ilts nach knapp 8 Minuten Kampfzeit die Nase vorn. Er brachte Johannes zu Fall und erzielte die einzige Wertung des Kampfes. Anhaltender Applaus der Zuschauer belohnte beide Kämpfer für diese tolle Vorstellung. Es war das Highlight der Offenen Mitteldeutschen Meisterschaften aus Thüringer Sicht, zumal die Bronzemedaille des Eisenachers Oliver Schulz, der auch schon mal für die Schwarzaer Mannschaft startete, das Ergebnis abrundete. In der 73-kg-Klasse scheint derzeit an Thüringen niemand vorbei zu kommen.
Derweil kämpfte sich Natalia Schauseil unaufgeregt bis ins Finale der 70-kg-Klasse. Sie gewann jeweils mit Ippon und konnte auch mit einem schönen Uchi-Mata ihre Finalgegnerin Henrietta Weinberg vom JC Halle besiegen. So erkämpfte das „dynamische Duo“ Johannes und Natalia einen schönen Erfolg für den SV 1883 Schwarza und für Thüringen. Herzlichen Glückwunsch!
Text und Fotos: Thomas Schauseil
Mehr Bilder von den Offenen Mitteldeutschen Meisterschaften in Jena gibt es in der Galerie!