Das Comeback des Jahres

Silber bei den Deutschen Pokalmeisterschaften

Sie ist eigentlich nur noch Freizeitsportlerin, aber das Kämpfen liegt ihr im Blut. Sie kommt vom Judo nicht los, obwohl der Abschied vom Leistungssport eine eher traurige Geschichte gewesen war. Sie hätte wohl gerne weiter um nationale und internationale Lorbeeren gerungen, allein die Bedingungen waren zuletzt alles andere als optimal gewesen, wofür sie aber selbst am wenigsten konnte. Umso erfreulicher ist es, dass Natalia Schauseil, die frischgebackene Studentin der Sportwissenschaften, die Chance am Schopf packte und unter Leitung ihres vertrauten Trainers, des Landestrainers Mike Göpfert, wieder regelmäßig in Jena trainiert und mittlerweile sogar höhere Ziele anpeilt. Nach ihrem starken dritten Platz bei den deutschen Hochschulmeisterschaften im letzten Jahr qualifizierte sie sich über die Thüringer Landesmeisterschaften für die Deutschen Pokalmeisterschaften 2017, die in diesem Jahr im hessischen Künzell stattfanden. Die Pokalmeisterschaften vereinen im Prinzip alle ambitionierten und über die Landesmeisterschaften qualifizierten deutschen Judoka, mit Ausnahme des (erweiterten) Nationalkaders, der erst bei den Deutschen Meisterschaften ins Geschehen eingreift. Für alle anderen stellen diese Pokalmeisterschaften aber den entscheidenden Schritt zur Qualifikation zu eben jenen Deutschen Meisterschaften dar.

Natalia hatte sich in der Gewichtsklasse bis 78 kg souverän gegen die Thüringer Konkurrenz durchgesetzt, startete aber aufgrund einer „Wildcard“ des Thüringer Landestrainers in ihrer angestammten Gewichtsklasse bis 70 kg. Dieses Vertrauen gab sie dem Trainer gerne zurück, indem sie eine ganz starke Leistung in Hessen zeigte. Sie gewann souverän gegen Melanie Förster aus Baden, Kim Natascha Gärtner aus NRW und Michaela Krämer aus Sachsen-Anhalt. Dabei war die Konkurrenz eine Art Wundertüte, da alle 20 Sportlerinnen bis auf die starken ehemaligen Kaderathletinnen Selina Dietzer (Baden) und Meike Wegner (Württemberg) praktisch unbekannte Wesen waren. Dies galt auch für die Halbfinalgegnerin, Greta Bolte aus Niedersachsen. Die gefühlt zwei Köpfe größere Gegnerin machte der Thüringerin das Leben äußerst schwer. Immer wieder musste Natalia den Griff ihrer Kontrahenten in den Nacken abwehren. Dies gelang aber und am Ende konnte der Kampf aufgrund zweier eigener Techniken, die Natalia durchbrachte und die auch zu Wertungen führten, gewonnen werden. Damit stand sie im Finale der Deutschen Pokalmeisterschaften und hatte sich für die Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen im nächsten Jahr qualifiziert! Ein enormer Erfolg, mit dem von vornherein nicht unbedingt zu rechnen gewesen war. Der Finalkampf gegen Selina Dietzer war dann praktisch die Kür. Auch hier kämpfte die Schwarzaerin tapfer, versuchte und riskierte Einiges, musste jedoch der erfahrenen Kämpferin und vorjährigen Deutschen Vizemeisterin am Ende mit einer kleinen Wertung den verdienten Sieg überlassen.

Mit Johannes Limmer hatte sich ein weiterer Schwarzaer Sportler für die Deutschen Pokalmeisterschaften qualifiziert. In seiner Gewichtsklasse bis 73 kg hatte er 24 Gegner. Johannes begann stark und gewann neben seinem Auftaktkampf gegen Robin Geistlinger aus Baden auch seinen zweiten Fight. Danach verlor er jedoch unglücklich gegen die beiden späteren Bronzemedaillengewinner. Für Johannes, noch U21, war dieser Wettkampf eher das „Erwärmungsprogramm“ für die in diesem Jahr noch anstehenden wichtigen Bundessichtungsturniere, u.a. in Mannheim. Hier kann und wird er sich beweisen und zeigen, was in ihm steckt.
(TS)
Fotos: Thomas Schauseil

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