Deutsche Meisterschaften U21: Klappe, die erste!

Woran wird Erfolg gemessen? Sieg und Niederlage sind totale Kategorien, der Mensch hingegen ist wie kein zweites Wesen eine Mischung aus zahlreichen Typen. „Ein guter Judoka ist, wer sich jeden Tag ein Stück weit verbessert“ hat mir einst unser Cheftrainer Stefan Giller erklärt. Sicher freut sich jeder Beteiligte über Medaillen und Ruhm – doch wenn dies um den Preis der Aufgabe des Geistes geschieht, der dem Judosport innewohnt, sind es diese Errungenschaften nicht wert. In dem Sinne ist der SV 1883 Schwarza am Wochenende zu den diesjährigen Deutschen Einzelmeisterschaften der U21 in Frankfurt/Oder aufgebrochen, damit unsere Kämpfer in ihrem ersten Jahr der Altersklasse U21 ihren Platz unter den Besten unseres Landes finden konnten.

Unsere beiden Athleten Johannes Limmer und Vincent Giller, Sportschüler in Jena, kämpften dabei an zwei verschiedenen Tagen.

Die Einquartierung der mitgereisten Schaulustigen im grenznahen Polen nahm wie bereits im letzten Dezember Sportfreund Piotr Deregowski vor, dem wir unseren Dank für die wieder in keiner Weise zu beanstandende Unterbringung an dieser Stelle nicht vorenthalten möchten.

Johannes legte Samstag vor, indem er sich in seinem ersten Kampf in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm gegen den zwei Jahre älteren Marco Richard Zimmermann vom JSV Speyer aus der Pfalz behaupten musste, der als Drittplatzierter der Südwestdeutschen Meisterschaft ins Rennen ging. Im Zuge eines starken Auftritts beförderte Johannes seinen Gegner mit einem schönen „Hiza-Guruma“ auf die Matte und erhielt dafür Ippon. In seiner zweiten Begegnung traf er auf Artem Fetter aus Hannover, welcher sich bereits als Vize-Deutscher-Meister der Altersklasse U18 im Jahre 2014 einen Namen gemacht hatte. Das Duell begann verhalten und Johannes geriet in der Mitte des Kampfes unglücklich in Rückstand. Fast hätte es geklappt, diesen wieder aufzuholen, da Johannes alles gab, genau das zu schaffen. Daher war sein Ausscheiden nach diesem Schlagabtausch auch mehr als unglücklich, nicht zuletzt da Fetter das Pool-Finale verlor und Johannes dadurch die Rückkehr in das Wettkampfgeschehen verwehrt blieb.

Am Sonntag stimmte die gesamte Abteilung die Anwesenheit eines besonderen Ehrengastes in Frankfurt/Oder freudig. Nachdem er bereits in der Vergangenheit Sympathien für den Schwarzaer Judosport übermittelt hatte, durften wir Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl (BFR) auch mehrere Autostunden entfernt bei uns in Brandenburg begrüßen. Er verfolgte interessiert das Geschehen und postete einen diesbezüglichen Beitrag auf Facebook (http://de-de.facebook.com/Joerg.Reichl/posts/1634438179906221). Wir danken ihm sehr herzlich für seine Anwesenheit und würden uns über einen weiteren, wie auch immer gearteten zukünftigen Besuch seiner Person sehr freuen.

An eben diesem Sonntag schlug dabei Vincents große Stunde, als er in der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm und in seiner ersten Begegnung auf Daniel Vishnewski vom JC Mönchengladbach traf. Nach einem resoluten Kampfbeginn sicherte sich Vincent nach einer Festhalte den Sieg durch Ippon. Auch sein zweiter Kampf gegen Artur Bellamino aus Göttingen sollte vielversprechend werden, als Vincent bei einem hohen Kampftempo in der Mitte des Duells einen sehr schönen „Ko-Uchi-Gari“ vollzog. Die Begegnung endete wie die erste mit einem Ippon für den Schwarzaer. Danach hatte er ein dickes Brett zu bohren: Der Badener Jan Mollet vom DJK Eppelheim, zwei Jahre älter als unser Mann und seines Zeichens Dritter der Deutschen Meisterschaften der Männer 2016, betrat die Tatami. Der Kampf begann stark mit zwei Wurfversuchen von Vincent. Leider konnte er einen gegnerischen Griff nicht gut verteidigen und fiel am Ende auf Ippon. Mollet gewann später die Bronzemedaille. In der Trostrunde bekam es Vincent schließlich mit Pascal Meyer vom Budokan Brandenburg zu tun. Meyer, ebenfalls zwei Jahre älter als Vincent und bereits 2016 als Dritter der Deutschen Meisterschaften der U21 profiliert, schreckte unseren Kämpfer jedoch nicht ab. Er begann die Begegnung couragiert und setzte bald zu einem gefährlichen „Ura-Nage“ an, welchen er leider nicht komplett durchzog. Er verlor diesen Kampf durch eine Festhalte und Ippon. Meyer wurde am Ende Dritter und Vincent belegte einen lobenswerten neunten Platz.

Insgesamt ein guter Auftritt unserer jungen Kämpfer im Feld der Etablierten. Wir können in Zukunft noch großes von ihnen erwarten, wenn sie in ein bis zwei Jahren erneut ihr Glück auf der nationalen Ebene versuchen werden.

Für den Thüringer Landesverband schlugen nach diesen zwei Wettkampftagen zwei Teilnahmen im „Kleinen Finale“ zu Buche. Während Luis-Miguel Kroll vom Erfurter Judoclub in der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm leider knapp an der Bronzemedaille vorbeischrammte, konnte sich Fabian Meyer vom FSV 1950 Gotha in der Gewichtsklasse plus 100 Kilogramm ebendiese sichern. Wir beglückwünschen den Hannoveraner Sportschüler sehr herzlich zu dieser tollen Leistung.

Begleitet und gecoacht wurden die Thüringer Athleten von unserem Landestrainer Mike Göpfert, welcher momentan an der Landessportschule in Jena „stationiert“ ist. Der SV 1883 Schwarza zollt ihm für sein großes judosportliches Engagement seine außerordentliche Anerkennung.

Der Wettkampf war von den zuständigen Veranstaltern hervorragend organisiert worden und fand an beiden Tagen mit „Stand Up (For The Champions)“ von Right Said Fred ein zügiges Ende – dafür unser Dank!

Natürlich möchten wir Ihnen darüber hinaus nicht vorenthalten, wie unsere dritte qualifizierte, allerdings noch jüngere Kämpferin Bente Fünfgelder bei ihren ersten Deutschen Einzelmeisterschaften abgeschnitten hat. Bente ging eine Woche vorher in der Alters- und Gewichtsklasse U18 bzw. bis 52 Kilogramm in Herne an den Start. Sie gewann ihren ersten Kampf und schied danach leider aus, was dennoch ein respektables Ergebnis darstellt.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass der Weg eines Judoka durch ihn selbst definiert werden muss sowie das bloße Schielen auf Wettkampfergebnisse nicht der Anspruch eines Schwarzaer Judo-Vereins sein kann. Vielleicht kulminieren diese Worte in einem Zitat von Yoda, welches lautet: „Erleuchtete Wesen wir sind, nicht diese rohe Materie“ – aber wahrscheinlich ist das bereits einen Schritt zu weit gedacht.

Welf Kerry Schauseil (SG)

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