Um der Öffentlichkeit unsere engagierten Ehrenamtlichen näherzubringen, starten wir heute eine neue Serie von Trainer- und Kampfrichterporträts. Den Beginn macht der Trainer der „Saalefechter“, Paul Hofmann.
Paul ist 31 Jahre alt und seit 2019 als Kämpfer aktiv. Seine Sportart ist eine spezielle Form des Schwertkampfs namens Historical European Material Arts (HEMA), was vereinfacht als mittelalterlicher Schwertkampf, bzw. historisches Fechten bezeichnet werden kann. Zu HEMA kam Paul, der schon immer am Schwertkampf interessiert war, im Jahr 2013 durch einen Bekannten, der in Arnstadt diesen Sport betrieb.
Trainer wurde er zwei Jahre später aus der Not heraus, denn bevor er den Weg nach Schwarza fand, übernahm er in Erfurt kurzerhand eine HEMA-Gruppe, die keinen Trainer hatte. Danach betreute er in Jena als Assistenztrainer eine Anfängergruppe. Da die Sportart auch unter einem Mangel an Kampfrichtern leidet, entschied sich Paul außerdem, die Turnierszene zu unterstützen und Kampfrichter zu werden.
2021 gründete er innerhalb der Abteilung Judo des SV 1883 Schwarza die Unterabteilung Historischer Schwertkampf, genannt „Saalefechter“. Den Judokas ist er dabei sehr dankbar für die Aufbauhilfe, die monetär und in Form von Hilfe bei der Organisation von Hallenzeiten sowie beim sozialen Ankommen in der Stadt erfolgte. „Ich habe hier sehr viel positive Energie erfahren und Menschen voller Tatendrang kennengelernt“, so Paul. Im darauffolgenden Jahr richtete seine Gruppe mit dem „Saaleschlag“ ein erstes eigenes HEMA-Turnier aus. Den Wettkampf begreift Paul als Teil des Trainings, bei dem man die Chance hat, auf unbekannte Charaktere und Taktiken zu reagieren. Ein Sieg sei großartig, aber am schönsten sei die Gemeinschaft der Kämpfer und die tollen Geschichten, die man dort erleben und später erzählen könne.
An seinem Sport gefällt ihm die Vielgestaltigkeit. „Wir haben eine Vielzahl an Waffen, gleichzeitig ist aber Ringen erlaubt. Es gibt eine Turnierszene, die sich immer weiter professionalisiert. Und wenn man sich eher für den historischen Aspekt begeistert, findet man auch hier seinen Platz. Wir haben über 100 Kampfbücher aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Und dank uns HEMA-Leuten gibt es gute Übersetzungen und wunderschöne Faksimiles“, schwärmt er.
Auf sportliche Erfolge kann Paul reichlich verweisen. 2022 schaffte er es in Potsdam im Bereich Langschwert auf den ersten Platz, dazu kommen mehrere zweite Plätze, ein dritter Platz sowie diverse Medaillen bei Ski-Alpin-Rennen. Als sportlichen Höhepunkt seines Lebens benennt der Chef der Saalefechter seinen Sieg bei der FightKnight 2023, wo er einen harten Gegner hatte und der gesamte Kampf mitsamt Kommentar live gestreamt wurde. Paul sagt dazu: „Das war ein ganz neues Niveau an Aufregung. Das kennt man von normalen Turnieren so nicht, dass viel Publikum anwesend ist und Kameras und Scheinwerfer auf einen gerichtet sind.“ Als weiteren Meilenstein hebt er seine Anwesenheit beim 500. Jubiläum der Fechtschule in Brügge hervor, wo man ihm zufolge HEMA nicht nur als Sport betreibt, sondern richtig lebt, da der Sport dort in den kulturellen und religiösen Bereich des städtischen Lebens hineinreicht. Der eigentliche Höhepunkt seines Lebens war jedoch die Hochzeit mit seiner Frau Franziska und die Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Arthur.
In zehn Jahren möchte Paul seine eigene Abteilung leiten und eine stabile Gruppe an Schwertkämpfern an seiner Seite wissen. Außerdem hofft er, dass seine Sportart bis dahin in den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) aufgenommen sein wird.
14.06.2024, WKS