III) Kevin Maurer: Der junge Mann, der die Pflicht zur Tugend machte

Unsere neue Serie von Trainer- und Kampfrichterporträts geht in die nächste Runde. Heute stellen wir unseren Nachwuchstrainer und -kampfrichter Kevin Maurer vor.

Kevin ist 17 Jahre alt und seit seinem vierten Lebensjahr aktiver Judoka im SV 1883 Schwarza. Seit Dezember 2022 ist er im Besitz der Trainer-C-Lizenz, ein Jahr später erwarb er den 1. Dan im Judo und seit diesem Monat darf er sich darüber hinaus noch Bezirkskampfrichter nennen.

Fragt man ihn, was er am Judo schätzt, so hat er ganz konkrete Ansichten. Ihm gefällt die naturwissenschaftlich-technische Komponente des Judosports ebenso wie die philosophisch-moralische. Dazu kommen die soziale Dimension sowie das ständige körperliche Training und das immer weitere Perfektionieren der Techniken, was der Schwarzaer als physische wie geistige Herausforderung und Weiterentwicklung bezeichnet.

In der Abteilung nimmt Kevin, der selbst russische Wurzeln hat, eine Schlüsselposition bei der Betreuung der ukrainischen Judoka ein, die 2022 in den Landkreis gekommen sind. Tatsächlich musste er ein bisschen in das kalte Wasser springen, als sich vor zwei Jahren die neue Situation ergeben hat. Aber Kevin ließ sich von Immanuel Kant inspirieren – „Das Größte, was der Mensch kennt, ist der Anblick des gestirnten Himmels und das Gefühl erfüllter Pflicht“ – und so machte er aus der Pflicht eine Tugend. Trotz anfänglicher Bedenken, in dieser politisch brisanten Zeit diese Aufgabe zu übernehmen – er befürchtete, dass es zwischenmenschliche Spannungen geben könnte – willigte Kevin im Mai 2022 auf Bitten der Abteilungsleitung schließlich ein, eine ukrainische Trainingsgruppe anzuleiten.

Hatte er am Anfang noch mit zwei oder drei Kindern gerechnet, sah er sich bald darauf mit über zwanzig Schützlingen im Alter von 6 bis 17 Jahren konfrontiert, was eine enorme Herausforderung für ihn darstellte, schließlich hatte er noch keine Erfahrungen als Trainer. Doch er nahm diese Herausforderung an und meisterte sie. Im Laufe des Jahres holte er die formale Trainerausbildung nach und setzte sogar noch einen Lehrgang als Kampfrichter obendrauf; „kann ja nicht schaden“, dachte er sich. Und in der Tat hat ihm nichts davon geschadet, denn Kevins Engagement brachte nicht nur den ukrainischen Kindern und Jugendlichen einen großen Mehrwert (er erklärt seine Motivation damit, dass er den Neuankömmlingen helfen und ihre Köpfe vom Schrecken des Krieges befreien wollte), sondern gab auch dem Neo-Trainer selbst einen großen Schub an Selbstvertrauen: „Ich wusste fortan, zu was ich fähig bin und was ich machen werde; ich habe meinen richtigen Platz und eine Pflicht gefunden.“

Fragt man Kevin, was ihm seine Zeit bei den Schwarzer Judoka gebracht hat, so antwortet er zusammenfassend: Kontakte, Trainingspartner, Spaß und Freude, gute Kollegen, einen Platz im Verein und eine verantwortungsvolle Funktion. Außerdem Menschen, die einem helfen und auf die man sich verlassen kann, sowie Herausforderungen und die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Kurzfristig strebt er die Trainer-B- und die Landeskampfrichterlizenz an. Mittelfristig plant er, Thüringen zu verlassen, um außerhalb zu studieren. Was danach kommt, könne er nicht sagen, denn: „Wir sind ja schließlich keine Hellseher.“

 

24.06.2024, WKS

 

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