Sieg beim 16. Nibelungen-Masters U 15
Die Judoabteilung des TuS Jena unternahm am 19./20. September eine Wettkampfreise nach Österreich mit dem Ziel, ihre jungen Sportler einmal internationale Luft schnuppern zu lassen. Natalia, die am LLZ in Jena trainiert, wurde dazu ebenfalls eingeladen, kurzerhand in das Team integriert und mutierte damit unversehens für ein Wochenende zu einer „TuSsie“.
Besucht werden sollte das für die Altersklassen U 9, U11, U13 und U15 ausgeschriebene 16. Internationale „Nibelungen-Masters“. Ein großer Name für ein letztlich doch eher kleineres Turnier, wobei immerhin 5 Nationen vertreten waren: neben Österreich und Deutschland auch Tschechien, die Slowakei und Ungarn. Die Qualität der anwesenden Kämpfer war überraschend gut; die Quantität ließ jedoch zu wünschen übrig. Dem Vernehmen nach öffneten in Österreich gerade erst wieder die Schulen und möglicherweise konnte man auch dort in den Ferien nur eingeschränkt trainieren, obgleich die bei der Eröffnung anwesende Bürgermeisterin erklärte, dass man in der Stadt Linz die Sporthallen den Vereinen kostenlos zur Verfügung stelle, was keineswegs im Rest der Republik selbstverständlich wäre. Vielleicht befürchteten einige Vereine also noch Trainingsrückstände ihrer Sportler und wollten einen solchen Wettkampf zu diesem Zeitpunkt noch nicht besuchen.
Das Turnier begann mit den Kämpfen der Jungen, die Mädchen stiegen mittags in das Wettkampfgeschehen ein. Es zeigte sich für die jungen TuSler sehr frühzeitig, dass in Österreich ganz anders gekämpft wird. Im Gegensatz zu Deutschland sind dort selbst für kleinste Judoka der Griff um den Hals und auf den Rücken des Gegners, der sofortige Angriff in die Beine sowie Ausheber- und Abtauchertechniken erlaubt. Wie bei uns ist es lediglich der U 11 verboten, zu hebeln und zu würgen (letzteres gilt auch noch für die U 13). Die jungen Österreicher legten also los wie die Wilden und beeindruckten so manchen Jenaer, der doch zunächst wenig Mittel gegen die ungewohnten Techniken hatte, die man selbst ja bis dato auch nie geübt hatte. Ob das alles in diesem Alter schon sinnvoll ist und der Gesundheit der Aktiven dient, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
Natalia, die in der Gewichtsklasse bis 57 kg startete, hatte wegen der relativ geringen Beteiligung nur zwei reguläre Kämpfe. Beide beendete sie vorzeitig mit vollem Punkt.
Im ersten Kampf gegen Kristina Tommova (Rimavská Sobota/Slowakei) ging sie mit Yuko durch einen Ko-Uchi-Makikomi in Führung. Nach einem misslungenen Angriff der Gegnerin praktizierte sie einen schönen Übergang vom Stand zum Boden, der sicher Landestrainer Mike Göpfert und Heimtrainer und „Bodenspezialist“ Stefan Giller Freude bereitet hätte, wenn sie ihn denn hätten sehen können. Die anschließende Festhalte besiegelte die Niederlage der Slowakin.
Der zweite Kampf war noch kürzer. Gegen Adrienna Bogi (Budapest Obuda/Ungarn) holte sich Natalia nach kurzem Geplänkel ihren Griff, fackelte nicht lange und warf die Gegnerin mit einem tiefen Seoi-Nage auf Punkt.
Damit war der „Arbeitstag“ für Natalia eigentlich beendet. Da aber die gefahrenen mehr als 500 km für nur zwei Kämpfe etwas uneffektiv erschienen, wollte Natalia – mit offenbar viel Adrenalin im Blut – noch weiter kämpfen. Die Vereinsführung des TuS Jena unter Lothar Gwosdz organisierte daher noch zwei Freundschaftskämpfe gegen die Siegerinnen der angrenzenden Gewichtsklassen.
Zunächst stellte sich die Siegerin bis 52 kg, Fanni Hajdu (Budapest Obuda/Ungarn) dem Kampf. Das war mutig, denn sie war nicht nur leichter, als Natalia, sondern auch jünger, lediglich Orangegurt-Trägerin und hatte zuvor ansehen müssen, wie Natalia ihre Vereinskameradin besiegte, ohne dass diese eine richtige Chance gehabt hätte. Die junge, schlanke und ausnehmend hübsche Ungarin kämpfte tapfer, wurde aber am Ende ebenfalls nach einem Seoi-Nage-Niederwurf, für den es einen Yuko gab, von Natalia durch Sankaku-Festhalte bezwungen.
Im zweiten Freundschaftskampf traf Natalia dann auf die Siegerin bis 63 kg: Sarah Atzmüller (Salzburg/Österreich), die diesjährige Drittplatzierte der Österreichischen Meisterschaften U 15 (bis 57 kg). Der Kampf war nur kurz und man weiß nicht genau, ob die Österreicherin hier wirklich 100 % gegeben hatte. Zwei Würfe (Seoi-Nage und Ko-Uchi-Makikomi), die mit jeweils Waza-Ari bewertet wurden, entschieden den Kampf schon nach kurzer Zeit und Natalia hatte damit ihren ersten Wettkampf außerhalb Deutschlands mit Erfolg absolviert.
Das Bild bei der Siegerehrung mit Natalia im roten TuS-Pullover sah dann etwas gewöhnungsbedürftig aus, aber entsprechende scherzhafte Anfragen zu einem Vereinswechsel wurden durch Natalia standhaft abschlägig beschieden.
Am nächsten Wochenende in Bamberg wird die Aufgabe noch schwieriger: Sichtungsturnier U 16 des Deutschen Judobundes. Dieser Wettkampf und eine weitere U16-Sichtung im November in Holzwickede werden die absoluten Höhepunkte im zweiten Wettkampfhalbjahr sein.
Der Verfasser dieses Berichts, der die Wettkampfreise mitmachen durfte, bedankt sich beim TuS Jena, Abteilung Judo, insbesondere beim Organisator Steffen Gröning, für die freundliche Einladung, bei „Copilotin“ Anshelika Muchina sowie den „kleinen“ TuS-Mädchen für die angenehme Unterhaltung während der langen Fahrt und bei allen Reiseteilnehmern für den größten Geburtstagschor, der für den Verfasser jemals gesungen hatte. Vielen, vielen Dank nochmals! Es hat Spaß gemacht! Vielleicht können die beiden Ostthüringer Vereine demnächst ein solches Projekt mal gemeinsam stemmen?
Text: Thomas Schauseil