Der International Masters Bremen der Altersklasse U21, welcher in diesem Jahr erneut Ende März stattfand und über 1000 Judokas aus 24 Ländern anzog, ist ein hochkarätig besetztes Turnier, das darüber hinaus als Vergleichs- und Sichtungsmöglichkeit für Nachwuchs-Kader gilt.
Vincent Giller, seines Zeichens ein Leistungsbringer des SV 1883 Schwarza, war einer der Starter, welcher dabei letzten Sonntag in der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm die Tatami betrat und sich an leistungsstarke Athleten aus aller Herren Länder heranwagte.
Er hatte ganze sechs Kämpfe, wobei er es im ersten mit einem Namensvetter aus der kanadischen Nationalmannschaft zu tun hatte, Vincent Miran. Er gewann diese Auseinandersetzung nach Festhalte und Ippon.
Klappe, die zweite war angesagt, als sich Vincent danach Ryan Ngassa aus Frankreich gegenübersah. Zwei Minuten lang machte unser Starter den Eindruck, als ob er nicht wach sei, was zwei Strafen nach sich zog und ihm beinahe einen Hansoku-make (Mattenverweis) einbrachte. Danach drehte er auf und kontrollierte seinen Gegner, welcher nach drei erhaltenen Strafen, auch da er physisch stark nachließ, den Kampf verlor.
Mit seinem nächsten Gegner, Artur Belarmino, verband Vincent bereits eine gemeinsame Kampferfahrung bei den Deutschen Einzelmeisterschaften der U21 2017 in Frankfurt/Oder (Die Abteilung Judo des SV 1883 Schwarza berichtete). Auch diesmal ging Vincent als strahlender Sieger von der Matte, da er durch einen „Ko-Uchi-Gake“ (Beinsichel) eine Wertung erzielte und sich anschließend Ippon durch eine Festhalte sicherte.
Der Kasache Nursultan Serali war Vincents vierter Gegner. Die erste Minute des gemeinsamen Kampfes ging dabei klar an den Schwarzaer, wenngleich es Serali gelang, danach ein einziges Mal Druck aufzubauen und Vincent in eine gefährliche Lage zu bringen. Diese ging in einen Armhebel über und Serali erhielt dafür Ippon. Schade für uns alle, da es durchaus hätte anders laufen können.
In der Trostrunde traf Vincent schließlich auf Zigg Brink aus den Niederlanden. Unser Kämpfer bestimmte dabei das Kampftempo, warf eine Wertung durch Abtaucher und würgte den nordöstlichen Westeuropäer schließlich gewinnbringend ab: Sieg!
Allem temporären Frohsinn zum Trotz stand die nächste Begegnung kurz darauf ins Haus. Und diesmal hatte es Vincent mit einem harten Brocken zu tun. Pierre Dumontier aus der französischen Nationalmannschaft, welcher zwei Jahre älter ist als unser Deutscher und 2016 in Bremen einen respektablen fünften Platz belegte, sowie sich zweifacher Europacup-Sieger (der Jahre 2015 und 2016) nennen darf, baute sich vor Vincent auf. Dieser verlor im darauffolgenden Kampf leider auf schnell aufeinander folgenden Bestrafungen, was einen kurzen Kampf bedeutete.
Sieger der Gewichtsklasse wurde, wahrscheinlich wenig überraschend, ein Japaner. Taigo Sukimoto, japanischer Nationalkader und bisher Asiatischer Vizemeister der U21 des Jahres 2014, sowie Dritter der Alljapanischen Meisterschaften der U21 des Jahres 2016, setzte sich in dem breiten Feld in Bremen durch, in dem in der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm immerhin 73 Kämpfer aus 16 Nationen an den Start gingen – davon 22 aus Deutschland. Neben dem Deutschen Meister auch die dritt-, fünft- und siebtplatzierten, wobei sich der Teilnehmer Vincent Giller von seinem Neunten Platz bei den Deutschen Einzelmeisterschaften 2017 in Frankfurt/Oder in Bremen vergleichsweise „hervorgekämpft“ hat – im Besonderen weil er unter den 22 Deutschen der erfolgreichste war! Respekt!
Für unseren Mann schlug an der Weser am Ende wieder ein Neunter Platz zu Buche, welcher bedeutend ist und als solcher als noch bedeutender angesehen werden kann, als sein Neunter Platz bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften. Vincent hat, auch angesichts seines ersten Jahres in der Altersklasse U21, überzeugt – nicht nur seinen Heimatverein! Denn bereits im Vorfeld des Bremen Masters war er für das darauffolgende Trainingslager der Deutschen Nationalmannschaft eingeladen worden. Und auch nach seiner phänomenalen Leistung ergaben sich intensive Gespräche mit dem Bundestrainer der Männer der U21, Pedro Guedes aus Brasilien. Schließlich hat Vincent gezeigt, dass er als jüngster Jahrgang vorne mithalten kann und sich der Nationalmannschaft damit förmlich aufgedrängt hat. Das Ergebnis dieser Unterredungen war dann auch eine Einladung zu einer Maßnahme in Südkorea – ein Extrabericht folgt!
Aus der Heimat spricht der SV 1883 Schwarza Vincent Giller für diese großartigen Ergebnisse seine vollste Wertschätzung aus.
Zum Schluss ein kurzer Blick auf die weiteren Thüringer Starter: Lucas Gerlach vom JC Jena und Oliver Schulz vom PSV Eisenach konnten beide jeweils zwei Kämpfe für sich entscheiden. Nach dem dritten Kampf war für sie leider Schluss, trotzdem möchten wir ihnen von dieser Stelle aus unsere Anerkennung aussprechen.
Wir hoffen, dass Vincent seine metaphorische Besteigung eines Achttausenders erfolgreich fortsetzen wird. Dafür muss er nur auf dem Weg bleiben, den er am Sonntag in Bremen begangen hat. Dann erreicht er mit Sicherheit in Kürze den Gipfel.
WKS (SG)