Trainerporträt VIII – Cheftrainer Stefan Giller

„Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen. Wichtig ist, besser zu sein, als du gestern warst!“ -Judobegründer Jigoro Kano

Der 51-jährige Stefan Giller ist in leitender Funktion in der diakonischen Altenpflege tätig und der Chef der Schwarzaer Judotrainer. Von 1977 bis 1995 war er selbst als Kämpfer aktiv, außer im SV 1883 Schwarza (damals BSG Chemie Schwarza) auch im Sportclub Leipzig und im PSV Braunschweig. In seiner beeindruckenden Profikarriere gewann er zweimal die DDR-Spartakiade, wurde dreimal DDR-Meister, holte Medaillen bei mehreren internationalen Turnieren und war DDR-Nationalkader in der Altersklasse U21. Mittlerweile besitzt er den 3. Meistergrad im Judo (Dan), die Trainer-A-Lizenz und ist lizenzierter Gürtelprüfer. Sein Vorbild in Jugendzeiten war der Weltmeisterschafts-Bronzemedaillengewinner von 1983, Klaus-Peter Stollberg. Die Höhepunkte seines Lebens waren allerdings keine sportlichen, sondern familiäre: Das Kennenlernen seiner Frau Annett und die Geburten seiner Kinder Vincent und Amelie.

Wie fand Stefan Giller zum Judo? In der ersten Klasse mussten er und seine Freunde Schikanen von größeren Mitschülern über sich ergehen lassen, da sie diesen nichts entgegenzusetzen hatten. Das änderte sich, als die Sportvereine der Gegend an die Schulen kamen, um Nachwuchs zu akquirieren. Stefan Giller wurde dabei von seinem späteren Trainer Siegbert Müller von der BSG Schwarza persönlich angesprochen und sagte zu. Judo ist für ihn eine Lebensphilosophie, mit der wichtige soziale Verhaltensweisen, die heute oft fehlen würden, Bescheidenheit, Höflichkeit, Respekt und Wertschätzung, Mut und Selbstbeherrschung, verbunden seien. Er schätzt die beiden einzigartigen Judo-Grundziele (optimalen Nutzen aus Körper und Geist ziehen und durch Arbeit am eigenen Können seinen Mitmenschen dienen), die allen im Leben weiterhelfen und ein respektvolles Miteinander befördern würden.

In der Zeit der Wende kam Stefan Giller nach seiner sportlichen Karriere aus Leipzig in seine Heimat Rudolstadt zurück. Unter den für viele ehemalige DDR-Bürger ökonomischen Verwerfungen litten auch die Sportvereine. Hauptamtliche Trainer fehlten nun. Stefan Giller war entschlossen, seiner Region zu dienen und den Judosport am Leben zu erhalten. Am Anfang trainierte er dabei z. T. Gruppen mit nur zwei Kämpfern; im Laufe der Zeit wuchs die Abteilung Judo jedoch erheblich an und steht heute ausgezeichnet da. Stefan Giller ist mittlerweile seit über dreißig Jahren, mit einer kurzen Unterbrechung zwecks Kindererziehung, als Trainer in Schwarza aktiv.

Bei Wettkämpfen respektiert er seine Sportler sehr dafür, dass sie sich dem Kampf stellen, unabhängig von dessen Ausgang und ist stolz auf sie, da sie alles geben würden. Für ihn ist die Lehre entscheidend, die man aus einem Kampf für sich selbst ziehe. Kritik übt er an der Situation in den Trainingsstätten, die dazu führe, dass ständig um freie Sporthallenzeiten gekämpft werden müsse und strenge Regeln eingehalten werden müssten. Er wünscht sich mehr Lockerheit und einen entspannteren Umgang der Verantwortlichen mit den Menschen, die ihre Freizeit freiwillig für ehrenamtliches Engagement zur Verfügung stellen.

Auch ihm habe der Judosport mehr Selbstvertrauen geschenkt und durch das harte, körperliche Training, den Umgang mit Lampenfieber, den Erfolg auf der Matte und das Verarbeiten von Niederlagen habe er viel für das Leben gelernt. Durch seine Trainertätigkeit habe er verstanden wie Menschen ticken. Er arbeite im Verein mit verschieden sozialisierten Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zusammen, was eine Erweiterung für seinen eigenen Horizont darstelle. In der Schwarzaer Judofamilie seien viele echte und unschätzbare Freundschaften entstanden. Für die Zukunft wünscht sich Stefan Giller einen Generationenwechsel und möchte, dass die Abteilung Judo auch in fünf Jahren noch gut funktioniert und den Geist von Kano in unserer Region weiter vorantreibt. Sein Traum ist ein eigenes Dojo (Judoraum) für die Schwarzaer Judoka. Für ihn selbstverständlich möchte er sich aber nicht komplett aus der Verantwortung zurückziehen.

15./19.5.2020 | WKS