„Ich bin guter Dinge, dass wir auch weiterhin gut zusammenarbeiten und die Abteilung weiter nach vorne bringen werden“

Interview mit dem neuen Abteilungsleiter Matthias Herlitze über die Abteilung und die Zukunft

Lieber Matthias, seit 1999 bist du Judoka im SV 1883 Schwarza. Wie würdest du deinen persönlichen Weg von damals bis heute beschreiben?

Zum Judo bin ich über meine Eltern gekommen. Mein Vater hat in seiner Jugendzeit auch mal Judo gemacht und die Turnhalle war in der Nähe meiner Grundschule, sodass wir immer gleich aus dem Hort zum Training gehen konnten. Ich möchte an dieser Stelle auch nicht verschweigen, dass am Anfang ein gewisser Zwang von Seiten der Eltern bestand, aber manchmal muss man halt zu seinem Glück gezwungen werden. 😉 In den Jahren 2005 und 06 haben dann viele Sportler aus meiner Trainingsgruppe aufgehört, sodass sich meine aktive Zeit aufgrund mangelnder Trainingspartner mehr oder weniger dem Ende neigte. Stefan Giller fragte mich, ob ich nicht als Übungsleiter anfangen wolle, was ich schließlich tat. Zudem wurde ich 2007 Kampfrichter und nahm bereits zuvor an den Sitzungen des Abteilungsvorstands teil. 2009 erwarb ich mir die Trainer-C-Lizenz und erhielt erstmals die alleinige Verantwortung für eine Trainingsgruppe. Im Laufe der nächsten Jahre übernahm ich vielfältige Aufgaben innerhalb des Vorstands; von der Wettkampforganisation über Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Jugendarbeit. 2017 erlangte ich die Landeskampfrichterlizenz und 2020 die Gruppenkampfrichterlizenz (Bundes-B-Lizenz). 2018 bildete ich mich in an der Sporthochschule in Köln weiter und erwarb die Trainer-B-Lizenz.

Seit Ende Oktober 2020 hast du außerdem die Zügel der Abteilung in der Hand. Bitte beschreibe uns kurz den Prozess, der dazu geführt hat, in Hinblick auf deine Entscheidung, zu übernehmen und die damit verbundene Rücksprache mit der ehemaligen Führungsriege.

Der Prozess, der letzten Endes zur Übernahme des Abteilungsleiterpostens führte, begann schon vor ein paar Jahren, ich würde ihn auf ungefähr 2017 zurückdatieren. Um möglichst effektiv arbeiten zu können, haben wir gemeinsam die Abteilung in Ämter und Aufgaben umstrukturiert und sie an die aktuellen und zeitgemäßen Anforderungen angepasst. In Zuge dieser Entwicklung wurde ich von der damaligen Führung immer mehr in die Leitungsaufgaben eingebunden und habe diese auch vermehrt ausgefüllt. Zudem war auch allen klar, dass in naher Zukunft, zwei Wahlperioden von 2017 an, der Generationenwechsel erfolgen muss. Corona stellte dann zahlreiche neue zeitintensive Anforderungen, sowohl im Job als auch im Ehrenamt. Dies beschleunigte den Prozess massiv. Für alle war und ist es schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen und je nach Berufsgruppe waren und sind die Auswirkungen größer oder kleiner. In meinem Job sind sie eher gering, beim ehemaligen Abteilungsleiter Thomas Schauseil und seinem damaligen Stellvertreter Stefan Giller dagegen sehr groß. Um auch weiterhin während der Pandemie schnell und effektiv ohne lange Kommunikationswege handeln zu können, entschied sich die Führung, mir die Leitung zu übertragen. Alle Absprachen erfolgen auch weiterhin im Team, aber wir haben die Möglichkeit gewonnen, im Notfall sehr schnell auf sich täglich ändernde Situationen effektiv zu reagieren. Ich habe sehr gern die Leitung übernommen, wenn auch vorerst nur interimsweise. Schließlich entscheiden unsere Mitglieder bei der diesjährigen, ordentlichen Wahl, wer in den nächsten vier Jahren die Abteilung leiten wird. Ich bin den beiden sehr dankbar für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen. Ich bin guter Dinge, dass wir auch weiterhin gut zusammenarbeiten und die Abteilung weiter nach vorne bringen werden.

Wie hast du das herausfordernde Corona-Jahr 2020 sportlich wahrgenommen? Welche Rückschläge, aber auch Erfolge wurden verzeichnet?

Sportlich gesehen überwiegt bei den meisten das Gefühl, dass nicht viel los war und das Jahr wird eher negativ wahrgenommen. Natürlich sind viele Meisterschaften, Freizeiten und andere Maßnahmen ausgefallen und wir mussten uns viel in Geduld üben, aber es gab 2020 auch viel Positives zu berichten. Wir haben zwei Titel und vier Medaillen bei den Thüringer Meisterschaften der U18/21 und zwei Medaillen bei den Mitteldeutschen Einzelmeisterschaften geholt. Besonders hervorzuheben ist Jessica Voigt, die sowohl in der U18 als auch in der U21 jeweils zwei Medaillen beisteuern und in beiden Altersklassen an den Deutschen Einzelmeisterschaften teilnehmen konnte, trotz des wenigen Trainings. Es waren im Übrigen ihre ersten Teilnahmen und bestimmt ein einmaliges Erlebnis für sie. Auch unsere Jüngsten konnten beim Internationalen Sparkassencup in Jena, beim Sichtungsturnier in Merseburg und beim Internationalen AT-Cup in Leipzig mit vielen Medaillen glänzen und das trotz der teilweise erheblichen Einschränkungen durch die Pandemie. Auch unsere gemeinsame Jugendfreizeit im Sommer mit der Kreissportjugend ist zu betonen. Alle waren begeistert von dieser Maßnahme und waren erstaunt, was trotz Corona alles möglich ist. Im November wurden dann leider die Landeseinzelmeisterschaften, bei der wir Ausrichter gewesen wären, aufgrund von Corona abgesagt, nachdem sie bereits aus demselben Grund von September auf November verschoben wurden. Doch wir organsierten und führten bereits im September ein gemeinsames Randori mit allen Vorsichtsmaßnahmen durch und haben gezeigt, dass doch einiges machbar ist. Auch die Absicherung des Trainings in fast allen Trainingsgruppen ist uns 2020 und auch 2021 gelungen und das ist nicht selbstverständlich. Bereits im Sommer hatten wir ein System zum Onlinetraining für den Notfall eingerichtet. So war ein kontinuierliches Training ohne Trainingsausfall seit dem Sommer möglich. Auch wenn es oft schwierig war, auch heute noch ist und einiges nicht funktioniert hat, bin ich dennoch froh, dass wir diesen Weg gegangen sind und getreu dem Motto gehandelt haben: „Nur wer das Unmögliche versucht, kann das Mögliche erreichen.“ Wir werden auch weiterhin vorweg gehen und versuchen, so schnell wie möglich auf die Tatami zurückzukehren.

Was sind deine Pläne für und mit der Abteilung im Jahr 2021?

Unser Ziel ist es, das Training auch weiterhin abzusichern, egal ob online, im Outdoorbereich oder in der Halle. Ich denke, da kommt wieder viel Arbeit auf uns zu. Zudem wollen wir auch in der Pandemie an unseren Maßnahmen, wie z. B. unseren Jugendfreizeiten, etc. festhalten und diese (natürlich mit Hygienekonzept) durchführen, um den Kindern wenigstens ein bisschen Normalität zurückzugeben. Des Weiteren haben wir bereits begonnen, unsere 70-Jahrfeier 2022 vorzubereiten und vor allem unsere Chronik aufzuarbeiten und zu pflegen. Auch dies wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Was sportlich möglich ist, ist leider noch nicht abzusehen. Wir werden unser Bestes geben, um bei den Meisterschaften weiterhin vorn mitkämpfen zu können. Lediglich die Judo-Bundesliga ist jetzt bereits terminiert, dort haben wir auch 2021 wieder einige Sportler am Start. Mit Franziska Just, Johannes und Martin Limmer, Vincent Giller und Julian Krupper stellen wir fünf Judoka, die in der ersten Bundesliga kämpfen.

Ende des Jahres wird ein neuer Vorstand gewählt. Wirst du dich zur Wahl stellen? Wenn ja, mit welchen Personen würdest du gern die neue Legislaturperiode bestreiten und welche Hoffnungen verbindest du mit dieser Wahl?

Ich werde zur Wahl antreten. Die zweite Frage ist aktuell sehr schwierig zu beantworten, da ja noch gar nicht klar ist, welche mittel- und langfristigen Auswirkungen die Pandemie auf uns Ehrenamtler haben wird. Die Pandemie hat bereits die Prioritäten von vielen Menschen verändert und wird auch noch die Prioritäten von vielen Menschen verändern. Ich werde natürlich, gemeinsam mit meinen aktuellen Vorstandskollegen versuchen, wieder ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen. Ich hoffe, dass die „alten“ Vorstandsmitglieder weiter mitarbeiten werden und wir auch noch den einen oder anderen Elternteil der ganz jungen Sportlergeneration für die Ehrenamtsarbeit im Verein begeistern und gewinnen können, um auch hier den Generationenwechsel einzuleiten.

Für den Fall deiner Unterstützung durch die Mitglieder: Welche (Reform-)Pläne hast du für die kommenden Jahre, auch in Bezug auf den Gesamtverein? Gibt es Initiativen, die du anstoßen möchtest? Wenn ja, welche?

Pläne kann man viele haben, die Frage wird sein, ob wir sie gemeinsam umsetzen können. Wir haben mit dem Bau eines neuen Dojos (Vereinszentrums) und der Modernisierung unserer Wettkampftechnik bereits jetzt zwei große Betätigungsfelder, die noch nicht abgeschlossen sind. Auch die 70-Jahrfeier im nächsten Jahr wird viel Zeit in Anspruch nehmen, sodass große Reformen in den nächsten zwei Jahren eher nicht zu erwarten sind. Ich persönlich würde gerne das Crowdfunding nochmal angehen, da ich hier viel Potential für unsere Abteilung und unseren Verein sehe, uns finanziell noch besser aufzustellen und unseren Präsenz in der Öffentlichkeit massiv ausweiten zu können. Wir hatten dazu bereits 2017 oder 18 eine Initiative gestartet, die vom Gesamtverein leider nicht unterstützt wurde. Sicherlich wird es auch 2022 nach der Wahl im Gesamtverein einen Generationenwechsel geben und damit auch die eine oder andere neue Idee, bzw. Reform oder neue Projekte. Auch hier sollten wir uns als Judoka in welcher Form auch immer beteiligen.

Zum Schluss noch eine Frage in Hinblick auf dein Privat- und Berufsleben: Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie deine weitere Zukunft im Ehrenamt aussehen soll, ob du dir z. B. die Kandidatur für einen Sitz im Vereinsvorstand oder auf einer höheren Ebene vorstellen kannst?

Aktuell bin ich fürs Erste seit vier Monaten Abteilungsleiter und würde das gern auch die nächsten Jahre weitermachen und wichtige Erfahrungen in solch einer Position sammeln. Ich denke, es ist noch ein bisschen zu früh, um auf höhere Ebenen zu schielen und es wäre aus meiner Sicht auch nicht richtig, da mir noch einiges an Erfahrung fehlt, auch wenn ich von einigen immer als Multifunktionär gesehen werde. Die Zeit wird zeigen was die Zukunft bringt.

Matthias, vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute für deine Arbeit mit den Schwarzaer Judoka!

 

Das Interview führte Welf K. Schauseil.

 

 

Print Friendly, PDF & Email