Spätestens als ich am vergangenen Samstag zu ungewöhnlich früherer Zeit die vorhandenen Parkplätze wegen Überfüllung sperren musste, war mir klar, dass es in der Wettkampfhalle sehr kuschelig werden würde. Seit vielen Jahren, angefangen als ich noch selbst Judo-Abteilungsleiter war, habe ich es mir nicht nehmen lassen, die anreisenden Aktiven, Trainer und Gäste persönlich zu begrüßen und ihnen jeweils einen Parkplatz an der Halle oder auf dem Schulhof der Schillerschule, den wir dankenswerterweise nutzen durften, zuzuweisen. In den meisten Fällen haben diese Parkplätze für alle ausgereicht. Diesmal nicht.
Es war also klar, dass die Dreifelderhalle am Bayreuther Platz wieder einmal bis an die Grenzen der Kapazität würde belastet werden. Hinzu kamen hochsommerliche Temperaturen von knapp 35 °C, die vor allem den Kämpferinnen und Kämpfern auf den 4 Matten zu schaffen machten und deren Kampfanzüge binnen kürzester Zeit in Feuchtbiotope verwandelten. 179 Judoka (117 Jungen und 62 Mädchen) der Altersklasse U11 (Jahrgänge 2015 bis 2017) hatten den Weg nach Rudolstadt gefunden, um bei den diesjährigen Landeseinzelmeisterschaften, die vom Thüringer Judoverband wieder an den SV 1883 Schwarza vergeben wurden, um Titel, Medaillen und Platzierungen zu kämpfen.
Als ich dann bei der Eröffnung in die vielen aufgeregten Gesichter der Kinder schaute, erinnerte ich mich daran, wie ich selbst als unterstützender Papa mit meiner Tochter Natalia vor etwa 20 Jahren erstmals an einer Thüringer Landesmeisterschaft teilnahm. Sie war am Abend zuvor so aufgeregt, dass sie nicht schlafen konnte. Ich habe dann mit ihr die ganze Nacht Musikvideos geschaut und morgens sind wir nach Erfurt in die Thüringenhalle gefahren. Am Ende eines langen Wettkampftages hatte sich meine Tochter einen völlig unerwarteten dritten Platz erkämpft. Eine Bronzemedaille bei den besten weiblichen Judoka des Freistaats! Eine solche Meisterschaftsmedaille war damals beim SV 1883 Schwarza noch eine Seltenheit. Es war der Anfang einer spektakulären Karriere bis zum Deutschen Meistertitel 2011, zahlreichen weiteren Medaillen bei deutschen und internationalen Meisterschaften und Einladungen in die deutsche Jugend- sowie Junioren- Nationalmannschaft.
Gibt es beim SV 1883 derzeit jemanden, dem man Ähnliches zutrauen könnte?
Vielleicht Lotta Zoe Fasold. Mit erkennbarem Siegeswillen und für eine U11-Kämpferin schon sehr schönen Techniken kämpfte sie sich bis ins Finale vor und unterlag dort erst ihrer Kontrahentin Ariane Driesel aus Meiningen. Ich bin sehr gespannt, wie der Weg dieses sympathischen Mädchens weitergehen wird.
Ebenfalls Silber erkämpfte Artur Saffiulin. Artur scheint über Nerven wie Drahtseile zu verfügen, da er sich auch von Rückständen niemals beeindrucken lässt und den Kampf oftmals in den letzten Sekunden durch spektakuläre Techniken noch zu drehen vermag.
Die dritte Silbermedaille ging an Schwergewicht Danylo Bekar, der seinen Vereinskameraden Illia Aleksieiev auf den 3. Platz verweisen konnte.
Zwei weitere Bronzemedaillen gingen an Schwarza, erkämpft durch Tymur Romanenko und Heinrich Klein. Vor allem Heinrich beeindruckte durch Kampfgeist und Technik und gibt ebenfalls Anlass für Hoffnung.
Auch wenn sich diesmal der Wunsch, einen Meistertitel zu erkämpfen, nicht erfüllte, können Trainer und Funktionäre des SV 1883 Schwarza mit dem Abschneiden ihrer Sportler zufrieden sein. Manchmal fehlt am großen Erfolg auch nur eine kleine Portion Glück.
Zufrieden können sie auch mit der Organisation und der Durchführung dieses Jahreshöhepunkts sein. Die Anforderungen an die personellen und materiellen Voraussetzungen für die Durchführung eines solchen Mammutturniers werden nicht geringer. Der Vorstand der Abteilung Judo bedankt sich daher bei allen Helferinnen und Helfern, Unterstützern und Sponsoren dieses Wettkampfs. Ohne eure Hilfe wäre die Realisierung dieser Meisterschaften nicht möglich gewesen.
(Text und Fotos: Thomas Schauseil)