Natalia Schauseil gewinnt in der Höhle des Löwen

An Holzwickede, eine kleine Gemeinde am Rande des östlichen Ruhrgebiets, zwischen Dortmund und Unna gelegen, hatte Natalia Schauseil keine guten Erinnerungen. Im vergangenen Jahr erwischte sie dort einen rabenschwarzen Tag, schied nach zwei Niederlagen vorzeitig aus und musste die 370 km lange Heimreise nach Thüringen unverrichteter Dinge antreten. Dabei handelte es sich um ein ganz wichtiges Judo-Turnier, das wohl wichtigste nach den Deutschen Meisterschaften für die inoffizielle Altersklasse Unter 16 Jahren. Bundestrainerin Jana Degenhardt sichtet hier die Kandidatinnen für die U 17-Nationalmannschaft des kommenden Jahres. Daher versammelt sich alles, was in der Bundesrepublik Rang und Namen im weiblichen Bereich des Judo-NachwuchsLeistungssports hat. 195 Teilnehmer aus allen Landesverbänden des Deutschen Judobunds (DJB) sowie Kämpferinnen aus Belgien und den Niederlanden verliehen dem Wettkampf auch dieses Jahr den Charakter einer inoffiziellen und internationalen Deutschen Meisterschaft der U 16.

Natalia Schauseil wollte es diesmal besser machen und hatte sich viel vorgenommen. In der Gewichtsklasse bis 63 kg hatte sie sich mit weiteren 30 Kontrahentinnen auseinanderzusetzen. Mit jeweils vollen Punktsiegen gegen Alyssa van Recum (Pfalz), Roxana Pommerenke (Brandenburg), Ronja Habermann (Berlin) und die starke Melanie Wimmer (Niedersachsen), die ebenfalls  Mitglied im DJB-Nationalkader ist, kämpfte sie sich eindrucksvoll bis ins Finale. Dort traf sie auf Dauerrivalin und Lokalmatadorin Anja Fischer (NRW), die mit Hilfe des Heimvorteils den Spieß  diesmal umdrehen wollte, nachdem es stets knappe Niederlagen gegen die Thüringerin gegeben hatte. Anja Fischer gehört dem zahlenmäßig stärksten Judoverein Deutschlands an, dem Beueler JC, der über 900 Mitglieder hat. Dagegen nehmen sich die knapp 80 Judoka des SV 1883 Schwarza regelrecht bescheiden aus. Doch von dem mächtigen Potential anderer, insbesondere westlicher Judovereine lässt sich Natalia Schauseil seit Jahren nicht beeindrucken und lieferte in der Höhle des Löwen ihren bisher besten Kampf gegen ihre Nationalmannschaftskollegin Fischer ab. Und so siegte die Schwarzaerin souverän, ließ Landestrainer Mike Göpfert, der wie immer kompetent und engagiert am Mattenrand coachte, vor Freude strahlen und kann nun optimistisch ins Frühjahr schauen, wenn die Deutschen U 17-Meisterschaften erneut in der Arena am Nürburgring ausgekämpft werden.

Lisa Zey konnte sich nach ihrem Erfolg in Bamberg in einer äußerst ausgeglichen besetzten Gewichtsklasse bis 48 kg diesmal nicht wie gewünscht in Szene setzen. Nach gewonnenem Auftaktkampf schied sie später unter anderem nach einer Niederlage gegen die Brandenburgerin Ines Beischmidt, die am Ende Dritte wurde, aus.

Ein tolles Turnier kämpfte aus Thüringer Sicht die Ebersdorferin Lisa Hoffmann, die überraschend in der 70-kg-Klasse Bronze holte.

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