Gute Vorstellung der Schwarzaer Judoka beim Bundessichtungsturnier
Mannheim/Rudolstadt. Am 29. Oktober fuhr eine kleine Delegation des Thüringer Landesleistungszentrums unter der Leitung von Landestrainer Mike Göpfert und Honorartrainer Andy Poltrock nach Mannheim, um beim größten und wichtigsten Sichtungsturnier des Deutschen Judobunds (DJB) der inoffiziellen Altersklasse U19 teilzunehmen. Unter den acht Thüringer Judoka befanden sich allein drei Schwarzaer: Sebastian Herlitze (bis 73 kg), Lisa Zey (bis 52 kg) und Natalia Schauseil (bis 63 kg). Insgesamt nahmen nach Veranstalterangaben 231 Sportler (147 Männer sowie 84 Frauen) an diesem Turnier teil, in welchem die U20-Nationaltrainer Claudiu Pusa (Frauen) und Richard Trautmann (Männer) nach den Nationalmannschaftskandidaten 2012 Ausschau hielten.
Der Thüringer Doppel-Landesmeister (U20/Männer) Sebastian Herlitze schlug sich von den Thüringer jungen Männern am besten, hatte aber dennoch in einer Gewichtsklasse von 37 Teilnehmern schwer zu kämpfen! Er gewann zunächst gegen den Berliner Dennis Bitmann, verlor dann aber gegen den späteren Zweiten, Philipp Kosbab aus Nordrhein-Westfalen. In der anschließenden Trostrunde verlor Sebastian, der noch immer an einer Verletzung der Schulter laboriert und mit einer Bandage kämpfen musste, in einem weiteren harten Duell gegen den deutschen U17-Meister Niklas Blöchl aus Bayern. Mit erhobenem Haupt schied Sebastian damit aus dem Wettkampf aus.
Lisa Zey war angesichts einer langen und namhaften Wettkampfliste nicht zu beneiden. Bei 22 Frauen startete ¼ aller Teilnehmerinnen allein in ihrer Kategorie bis 52 kg! Ihre erste Gegnerin hieß Pia Brenneisen aus Bayern und Lisa konnte sich in einem temposcharfen und spannenden Kampf für die unglückliche Niederlage in Bamberg revanchieren, als sie durch eine Unachtsamkeit drei Sekunden vor Schluss den schon sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand gab. Die nächste Gegnerin war noch schwerer. Lisa konnte sie noch nie besiegen, obwohl es hierzu schon mehrere Versuche, u.a. bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften gab. Auch diesmal erwies sich Eileen Hollender aus Hamburg, die spätere Dritte des Turniers, als zu stark. Lisa musste sich leider geschlagen geben, hat aber erneut Fortschritte nachgewiesen, die ihr hoffentlich Motivation fürs Training und für die nächsten Aufgaben insbesondere im schweren ersten U20-Jahr 2012 geben werden.
Die Deutsche U17-Meisterin Natalia Schauseil, die in Bamberg einen Ausflug in die 70-kg-Klasse unternahm, startete wieder in ihrem angestammten 63-kg-Limit. Durch ein Freilos hatte sie insgesamt nur drei Kämpfe zu absolvieren, die es aber in sich hatten. Gegen Dauerrivalin und U17-Nationalmannschaftskollegin Anja Fischer aus Nordrhein-Westfalen gewann sie einmal mehr und konnte somit ihre makellose Bilanz ohne Niederlage gegen die Westdeutsche aufrecht erhalten. Im Halbfinale stand ihr nunmehr Janina Henning aus Hamburg gegenüber: zwei Jahre älter, äußerst kompakt und mit einer Kraft kämpfend, als ob sie jeden Tag Stunden im Kraftraum zubringt. Gerade hatte sie Natalias Freundin, die Deutsche U17-Meisterin (bis 70 kg), Sarah Gregor aus Brandenburg, durch eine Bodenaktion ausgeschaltet. Natalia hatte Mühe, ihren eigenen offensiven Stil durchzusetzen und zunächst mehr mit der Verteidigung zu tun. Einen nicht ganz konsequent durchgeführten eigenen Tani-Otoshi-Angriff konterte die Gegnerin zudem mit der unglücklichen Folge, dass Natalia mit Waza-Ari zurück lag. Durch zwei Bestrafungen Natalias erhielt Henning einen weiteren Yuko, sodass die Situation eine knappe Minute vor dem Kampfende für die Schwarzaerin nicht gut aussah. Mit aller Kraft startete Natalia einen weiteren Tani-Otoshi-Angriff, ging dabei mit der rechten Hand zum Revers der Gegnerin und half mit der linken an deren rechten Fuß nach. Wie vom Blitz getroffen fiel Henning nach hinten und riss Natalia dabei mit, die sich über den Rücken abrollte. Die drei DJB-Kampfrichter gaben sofort Ippon (Punktsieg) für Natalia, worauf großes Geschrei des Hamburger Trainers einsetzte, der meinte, seine Sportlerin habe Natalia „voll mit Yoko-Sumi-Gaeshi“ erwischt und selbst den Ippon verdient. Nach Besprechung mit dem Hauptkampfrichter und der Auswertung des Videobandes blieben die drei Kampfrichter, denen der Hamburger Trainer mit kaum noch zu überbietender Arroganz später im Internet nahelegte, doch mal grundlegend über ihr Judoverständnis nachzudenken, bei ihrer Entscheidung. Natalia zog damit nach großer kämpferischer Leistung verdient ins Finale ein. Dort traf sie dann nach den Deutschen Meisterschaften 2010 erstmals wieder auf die ein Jahr ältere Janina Beune aus Nordrhein-Westfalen, mehrfache Europacup-Medaillengewinnerin und diesjährige Dritte der Deutschen U20-Meisterschaften. Auch hier stellte sich Natalia zunehmend besser auf die unbequeme Fassart der einen Kopf größeren Gegnerin ein und hatte gar die Chance, in Führung zu gehen. Durch zwei Bestrafungen musste Natalia leider auch hier einen Yuko gegen sich in Kauf nehmen, dessen Rückstand sie nicht mehr aufzuholen vermochte. Die gewonnene Silbermedaille war jedoch aus Thüringer Sicht neben der Bronzemedaille der Gothaerin Sarah Vogel ein schöner und in dieser Altersklasse noch nicht erwarteter Erfolg. Der Bundestrainer Claudiu Pusa wird es sicher registriert haben.
Sebastian Herlitze (rechts) gegen Niklas Blöchl