Nur Japan war besser

Natalia Schauseil erkämpft Silber bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften

Berlin, 8. Mai 2011. Endlich ist sie da, die lang ersehnte und hart umkämpfte Europacupmedaille! Die vom Deutschen Judobund (DJB) vorgegebenen Nominierungskriterien für die drei Jahreshöhepunkte 2011 der Altersklasse U17, die Europameisterschaften auf Malta; die Europäischen Jugendspiele (EYOF) in der Türkei sowie die Weltmeisterschaften in der Ukraine, verlangten für die deutschen Kandidaten den Nachweis mindestens einer Medaille bei den so genannten Top-Europacups.

Hierzu gehörte auch die Internationale Deutsche Meisterschaft, die am vergangenen Wochenende im Berliner Sportforum Hohenschönhausen stattfand. Gemeldet hatten mehr als 20 Nationen Europas und erstmals auch Athleten aus dem Judo-Mutterland Japan. Natürlich starteten auch die besten deutschen Nachwuchs-Judoka. Insgesamt kämpften mehr als 600 Sportler um die begehrten Trophäen und um Punkte für die Europa-Rangliste. Darunter befand sich auch eine kleine Thüringer Delegation um Landestrainer Mike Göpfert und Honorartrainer Andy Poltrock. Ihr gehörte auch Lisa Zey (SV Schwarza, bis 52 kg) an, die leider nach ihrem ersten Kampf gegen die Polin Klaudia Szczepanczyk ausschied. Die Medaillenhoffnungen ruhten jedoch vorrangig auf den beiden U17-Nationalmannschaftskadern Lisa Hoffmann (Ebersdorf, bis 70 kg), die am Ende einen sehr guten 5. Platz belegte, und Natalia Schauseil (SV Schwarza, bis 63 kg).

Natalia, amtierende Deutsche Meisterin, nahm zum dritten Mal in diesem Jahr an einem internationalen A-Klasse-Turnier teil. Eine Lungenentzündung mit entsprechendem Trainingsrückstand verhinderten jedoch bisher Platzierungen im Medaillenbereich. Der siebente Platz vor zwei Wochen in Teplice zeigte aber, dass sie wieder auf dem Wege ist, zu alter Stärke zurückzufinden. Vor Jahresfrist hatte sie in Berlin sensationell die Bronzemedaille erkämpft, der sie gar noch eine silberne im polnischen Szczyrk folgen lies. Daran wollte Natalia auch in diesem Jahr anknüpfen.

Der Auftakt gegen Adi Eizenberg aus Israel gelang bereits vielversprechend, da Natalia mit zwei Waza-Ari (großen Wertungen) vorzeitig gewinnen konnte. Es folgte ein kurzer Kampf gegen Anna Trefilova (Russland), die nach etwa einer Minute am Boden in aussichtsloser Lage aufgab. Jetzt kam es zu einer Neuauflage des Finales der diesjährigen Deutschen Meisterschaften, denn die nächste Gegnerin war die deutsche Vizemeisterin Velia Janetzky aus Baden. Natalia hatte den Kampf jederzeit im Griff und gewann mit Waza-Ari. Nunmehr stand sie im Halbfinale gegen die Russin Diana Sitokhova. In einem spannenden Duell konnte sich Natalia am Mattenrand – nachdem sie bereits einen Yuko (kleine Wertung) durch Seoi-Nage erzielt hatte – eine Festhalte erarbeiten. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, hielt Natalia die sich wild aufbäumende und sich gegen die Niederlage wehrende Russin am Boden. Dieser gelang es zwar noch, Natalia und sich selbst von der Kampffläche ins Aus zu schieben, doch die Festhalte brachte Natalia einen komfortablen Vorsprung inform eines Waza-Ari ein. Die Schlussoffensive der Russin und ein hierdurch erkämpfter Yuko reichte für sie nicht mehr aus, um den umjubelten Einzug Natalias ins Europacupfinale zu verhindern.

Hierhin hatte sich allerdings auch eine ganz schwere Gegnerin den Weg gebahnt: Erina Ike aus der japanischen Nationalmannschaft hatte eindrucksvoll auch stärkste Kontrahentinnen aus dem Weg geräumt, darunter die Cupsiegerin von Zagreb, Patricija Brolih aus Slowenien.

Die Kämpferinnen aus dem Land der aufgehenden Sonne gewannen außer einer alle Gewichtsklassen, in denen sie antraten. Nur einer Niederländerin gelang es, ihre japanische Gegnerin im Finale zu besiegen. Natalia konnte hier großen Anschauungsunterricht nehmen. Auch sie konnte Erina Ike nicht viel entgegen setzen, da sie bereits nach kurzer Zeit von einem O-Uchi-Gari (große Innensichel) überrascht wurde. Das soll jedoch keinesfalls ihre großartige Leistung bei diesem Wettkampf schmälern. Natalia kann sich vielmehr jetzt berechtigte Hoffnungen machen, vom Deutschen Judo Bund für einen der großen Jahreshöhepunkte nominiert zu werden.

 

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