Vincent Giller startet bei der Team-EM in Sofia

Nun gilt’s! Ab heute, Donnerstag, finden in Sofia die U21-Europameisterschaften statt. Auch ein Thüringer ist dabei. Ein Sportler des SV 1883 Schwarza. Vincent Giller wurde vom Bundestrainer für den Teamwettbewerb, der am Sonntag stattfindet, nominiert! Wir drücken ihm und dem deutschen Judoteam die Daumen!

Nachfolgend veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung des OTZ-Redakteurs Peter Scholz (vielen Dank!) das von ihm geführte und am 29.8.2018 veröffentlichte Interview mit Vincent:

Rudolstadt. Er ist eines der größten Talente des SV 1883 Schwarza: Vincent Giller. Der 19Jährige, Stammgast bei den Trainingslagern der deutschen Nationalmannschaft, steht vor seiner nächsten Herausforderung: Vom Deutschen Judo-Bund wurde der Rudolstädter nun für die Team-Europameisterschaft der Altersklasse U 21 Ende September in Sofia nominiert. Vor dem Event unterhielten wir uns mit dem Sport-Ass.

Herr Giller, es ist ja wirklich nicht einfach, Sie einmal zu erwischen.
Ja, so häufig bin ich nicht in Rudolstadt. Aber jetzt hat es ja geklappt, auch wenn ich nur ein paar Tage da bin.

So kommen gerade aus Japan. Wenn man als Judoka in Japan war, war man dort bestimmt zu einem Trainingslager, oder?
Stimmt. Ich war zehn Tage dort zum Trainingslager mit der Nationalmannschaft. Wir haben uns dort auf die Mannschafts-Europameisterschaften vorbereitet, die jetzt im September in Sofia stattfinden.

Wie war es?
Es war schön, hat Spaß gemacht. Es war aber – ehrlich gesagt – auch ganz schön anstrengend.

Inwiefern?
Die Tage begannen immer früh. Um sechs Uhr ging es mit Frühsport los, am Vormittag standen Trainingseinheiten von bis zu drei Stunden auf dem Programm. Nachmittag ging es weiter, manchmal hatten wir bis zu 20 Kämpfe täglich. Aber das gemeinsame Training bringt viel, weil auch das sportliche Niveau in Japan extrem hoch ist. Es gibt wohl kein Land, in dem es flächendeckend so viele qualitativ hochwertige Judoka gibt.

Das klingt nach ganz wenig Freizeit.
Mittag hatten wir frei. Aber da haben wir die Pause für zwei, drei Stunden Schlaf genutzt. Ich denke, dass die Trainingslager überall recht hart sind. Aber Japan ist echt das härteste. Und ich war im vergangenen Jahr beispielsweise auch schon in Südkorea und Brasilien. Dort war es auch anstrengend, aber nicht so extrem. In den zehn Tagen in Japan hatten wir einen freien Tag.

Was macht man da? Haben Sie etwas von Land und Leute mitbekommen?
Ein bisschen schon. Wir waren mal am Strand und später in einer Highschool, in der uns gezeigt wurde, wie Sushi gemacht wird.

Und? Gibt es beim nächsten Geburtstag zu Hause selbst gemachten Sushi?
Na, das glaube ich nicht. Ich weiß nicht, ob ich das wirklich kann. Aber zumindest weiß ich jetzt, wie es funktioniert.

Zurück zum Sport. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Team-Europameisterschaft?
Wir haben schon die Hoffnung, dass wir eine Medaille holen. Im vergangenen Jahr wurden wir Dritter in Zagreb bei der Team-Weltmeisterschaft. Diesen Erfolg wollen wir natürlich gern wiederholen.

Die EM ist sicher Ihr Saisonhöhepunkt.
Es ist ein Saisonhöhepunkt. Wichtig sind auch der Europacup und die deutschen Einzelmeisterschaften für mich.

Kann man den Teamgeist, den man bei einer Team-Meisterschaft unweigerlich braucht, eigentlich trainieren?
Naja, Judo ist grundsätzlich ja eine Einzelsportart. Da ist man auf sich allein gestellt, auch bei einer Team-Europameisterschaft. Aber wir absolvieren gemeinsame Trainingslager, trainieren gemeinsam.

Für Sie endete in diesen Tagen auch ein Lebensabschnitt. Sie haben das Abi in Leipzig gemacht. Wie gehts jetzt weiter?
Das stimmt, ich bin gegenwärtig dabei, nach Hannover umzuziehen. Dort habe ich die Möglichkeit, eine Spitzensport-Förderung zu bekommen und ein duales Studium aufzunehmen. Ich werde dort bei der Landespolizei Niedersachsen zum Kommissar ausgebildet. Während diese Ausbildung normalerweise drei Jahre dauert, habe ich dort fünf Jahre Zeit. Das geht aber nur in Hannover, da dort der Olympiastützpunkt ist.

Wir sehen Sie also 2020 bei Olympia?
In zwei Jahren wird es wohl noch nix. 2024 will ich dabei sein. Das ist definitiv mein Ziel.

Interview: Peter Scholz (OTZ)
Foto: Thomas Schauseil

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